Wie sagt man so schön? Das beste Stativ ist das, das man immer dabei hat - oder so ähnlich. Was hindert daran,
ein Stativ immer mitzunehmen? In den meisten Fällen wohl das Gewicht, in selteneren Fällen sicher auch das
Packmaß.
Es ist nicht wirklich schwierig ein leichtes Stativ zu finden. Schwierig(er) wird es erst, wenn man ein leichtes
Stativ will, das gleichzeitig auch noch stabil ist. Was genau man dabei unter "stabil" versteht, ist natürlich ziemlich
relativ. Der eine will seine schwere Vollformat-DSLR mit 600mm Festbrennweite darauf verwenden (das macht dann schnell
7kg aus), der andere ist zufrieden, wenn's mit einer "normalen" APS-C Kamera inklusive Weitwinkel- oder Normalzoom
stabil zugeht. Ich zähle mich momentan (sag niemals nie) zu letzteren, deshalb bezieht sich dieser kurze Erfahrungsbericht
auch ausdrücklich auf "gemäßigte" Gewichtsbedingungen.
Vorgeschichte
Noch kurz etwas zur Vorgeschichte, die dafür gesorgt hat, dass ich mir genau dieses Stativ gekauft habe: Ich hatte
lange, und habe immernoch, ein Manfrotto 190DB (inzwischen gibt's glaub ich schon von zwei neuere Versionen des gleichen Stativs?)
und war damit auch absolut zufrieden. Irgendwann, in einem Moment absoluter Ungeschicktheit während einer meiner
Ausflüge, habe ich eines der Stativbeine in die Speichen meines Fahrrads gesteckt - während der Fahrt wohlgemerkt. Ich bin zwar
weder hingefallen, noch hatte das Fahrrad einen Schaden, allerdings war seit diesem Zwischenfall eines der Stativbeine etwas
verbogen. Das Ein- und Ausfahren des einen Beinsegmentes war seitdem etwas kraftaufwändig...
Als ich dann irgendwann auch noch den Ersten und dann den Zweiten der Stöpsel an den Beinenden verloren habe und damit dann Dreck
von unten in die Beine kam, keimte in mir der Wunsch, doch einfach ein neues Stativ zu besorgen. Leichter und nach Möglichkeit
gleichzeitig noch etwas höher (ohne Mittelsäule) als das Manfrotto sollte es sein. Nicht, dass das Manfrotto 190er wirklich
zu schwer gewesen wäre, aber leichter ohne Stabilitätsverlust ist immer gut.
Also, zusammengefasst, meine Vorgaben für das neue Stativ waren:
spürbar leichter als das Manfrotto 190DB
genauso stabil wie das Manfrotto 190DB
ohne Mittelsäule höher als das Manfrotto 190DB
Packmaß nicht größer als beim Manfrotto 190DB
bezahlbar!
Meine Wahl ist dann auf das Feisol CT-3401 gefallen - die ganzen Zwischenschritte, die zur endgültigen Entscheidung für
genau dieses Stativ geführt haben, erspare ich mir an dieser Stelle einfach mal.
Technische Daten
Hier erstmal die technischen Daten im direkten Vergleich. Das Feisol ohne Mittelsäule, das Manfrotto mit dem mitgelieferten
Bodenadapter (entspricht in etwa "keiner Mittelsäule") - alle Maße jeweils ohne Kopf und selbst gemessen:
Feisol CT-3401
Manfrotto 190DB
Gewicht
1,3kg
1,63kg
Material
Carbon
Aluminium
Packmaß
ca. 49cm
ca. 53cm
Beinsegmente
4
3
Höhe (minimal)
ca. 15cm
ca. 15cm
Höhe (eingefahren)
ca. 45cm
ca. 46cm
Höhe (maximal ausgefahren)
ca. 130cm
ca. 113cm
Also, zumindest die technischen Daten hör(t)en sich so ziemlich genau nach dem an, was ich gesucht habe.
Auch der Preis erscheint mit 229 Euro ziemlich fair und entspricht zumindest dem, was ich für mich als
"bezahlbar" definiert habe.
In der Praxis benutzt man ein Stativ ja eher selten ohne Stativkopf. Seit einiger Zeit verwende ich den
Manfrotto 460MG, einen eher leichten (ca. 410 Gramm) 3-Wege-Kopf. Mit dem Kopf erhöht sich die Stativhöhe
im ausgefahrenen Zustand dann auf ca. 140cm - das Gewicht auf ca. 1,7kg. Kommt meine Kamera noch mit auf
den Kopf, liegt die Sucherhöhe in etwa auf 148cm. Für die Fälle, in denen die Höhe der Kamera nicht
wichtig für die Bildgestaltung ist, eine komfortable Höhe zum Fotografieren ohne all zu starke Verrenkungen
machen zu müssen - zumindest für mich mit meinen 185cm Größe.
Wie fotografiert es sich mit dem Stativ?
Direkt positiv aufgefallen ist mir, dass alle drei Beine am obersten Segment einen Moosgummiüberzug besitzen. Das macht
erstens das Tragen bei Kälte viel angenehmer und zweitens schützt es auch das Stativ beim Transport
vor Zusammenstößen mit Fels und Stein. Allerdings wirkt das Stativ ganz allgemein ziemlich gut verarbeitet (so
weit ich das halt beurteilen kann) und dürfte wohl beim normalen Outdooreinsatz auch einiges wegstecken können.
Gut gelöst ist auch die Vorrichtung zum Einstellen der Beinwinkel. Zumindest kann ich mir momentan nicht vorstellen,
das ich mir beim Verstellen des Winkels den Finger einklemme (was mir bei meinem Manfrotto schon ein paar Mal
passiert ist - autsch). Im Winkel von 20°, 40° und 70° lassen sich die Beine jeweils - natürlich voneinander getrennt -
einrasten. Je nach Kamera-Objektiv-Gewicht, hält's auch im nicht-eingerasteten Zustand ganz gut.
Die Drehverschlüsse zum Ausfahren der einzelnen Beinsegmente funktionieren bei Plustemperaturen gut und lassen
sich leicht und schnell mit einer Hand bedienen. Bei Kälte - ab geschätzten -5°C - wird die Bedienung die Verschlüsse etwas
schwergängiger. Am Anfang war's etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit nicht mehr wirklich störend.
Positiv ist auch, dass die einzelnen Beinsegmente sich einfach demontieren lassen. Also falls es mal nötig wird
eines der Beine etwas ausgiebiger zu reinigen (z.B. nach Verwendung im Schlick mit feinem Sand), ist das einfach möglich.
Schöner wäre es natürlich, wenn erst gar kein solcher Dreck in die Schraubgewinde der Schnellverschlüsse gelangen würde.
Aber das dürfte in der Preisklasse wahrscheinlich etwas zu viel erwartet sein?
An den Enden der Beine lassen sich die Stöpsel mit etwas Kraftaufwand abnehmen und durch lange oder kurze Spikes ersetzen
(gibt es als optionales Zubehör). Da sich unter den Stöpseln ein recht normal aussehendes Schraubgewinde befindet, dürfte
es recht einfach möglich sein sich selbst Zubehör für die Beinenden zu basteln, "Schneeschuhe" zum Beispiel.
Damit weg von den Beinen und weiter nach oben in Richtung Kopf. Zur Befestigung des Stativkopfs der Wahl gibt es ein
ganz normales 3/8" Schraubgewinde auf der Grundplatte. Es lohnt sich den Kopf mit etwas
Kraft festzuschrauben, denn Abgesehen vom Festschrauben gibt es keine weitere Fixierungsmöglichkeit für den Kopf.
Hier hat mir die Manfrottokopf-auf-Manfrottostativ-Lösung besser gefallen: Da lassen sich von unterhalb des Stativkopfs
auf der Grundplatte noch drei Schrauben reindrehen, die ein ungewolltes Lockern des Stativkopfs wirksam verhindern.
Allerdings: Ist der Kopf erstmal richtig festgeschraubt, löst er sich auch beim Feisolstativ nicht mehr so einfach...
Die Grundplatte des Stativs lässt sich mit Hilfe von drei recht kleinen Schrauben ausbauen und durch eine Vorrichtung
zur Aufnahme einer langen oder kurzen Mittelsäule austauschen. Auch ein Querausleger und ein Schwenkarm werden
angeboten. Allerdings habe ich bisher mit keiner der drei bzw. vier Erweiterungen eigene Erfahrungen gemacht. Gerade
den Schwenkarm könnte ich mir allerdings für wirklich bodennahe Aufnahmen recht praktisch vorstellen.
Was die Stabilität betrifft kann ich, mangels Möglichkeiten und Ideen zu einigermaßen objektiven Messmethoden,
nur von meinen subjektiven Erfahrungen berichten (wie ganz am Anfang erwähnt, natürlich bezogen auf meine Ausrüstung):
Es steht trotz des recht geringen Gewichts stabil, auch wenn alle vier Beinsegmente ausgefahren sind. Wie üblich: Je weniger
Segmente man ausfährt, desto stabiler steht das Stativ.
Fazit
Ich bin absolut zufrieden. Die 300 Gramm Gewichtsersparnis in Kombination mit 17cm mehr Stativhöhe sind ein echter Gewinn.
Sowohl fürs Immerdabeihaben, als auch für die Handhabung. Die Verarbeitung wirkt gut und es macht einfach Spaß das Stativ
zu benutzen. Würde ich es wieder kaufen? Ja. Wird es das Stativ fürs Leben sein? Vielleicht. Aber nach oben hin gibt es
natürlich immer noch Spielraum.
Nachtrag vom 3. Februar 2012
Inzwischen ist eine ganze Weile vergangen und ein paar Dinge sind mir inzwischen noch aufgefallen. Deshalb hier eine kurze
Erweiterung meines Erfahrungsberichts.
Im Artikel habe ich geschrieben, dass sich die Grundplatte des Stativs mit Hilfe von drei recht kleinen Schrauben ausbauen lässt
um z.B. eine Mittelsäule einzubauen. Das funktioniert an sich auch ziemlich gut. Blöderweise funktioniert es nicht mehr ganz so gut
wenn man das Stativ größeren Temperaturunterschieden aussetzt. Dann lockern sich nämlich diese Minischrauben und damit
wird dann der ganze Aufbau mitsamt Stativkopf recht wacklig bzw. fängt dann auch schnell an sich bei jeder Bewegung zu drehen. Das sollte
besser gelöst werden. Es empfiehlt sich eindeutig, den mitgelieferten Imbussschlüssel immer dabei zu haben. Dann
ist es wenigstens nicht mehr ganz so ärgerlich.
Auch die Drehverschlüsse der Stativbeine werden schwergängig bei tiefen Temperaturen. Aber das ist verkraftbar und kein
großes Problem, zumindest wenn man keine all zu dicken Handschuhe an hat... ;)
Inzwischen habe ich mir auch den Auslegearm von Feisol zugelegt.
Dazu dann aber mehr in einem anderen Artikel sobald ich ihn wirklich benutzen konnte... Praktisch ist das Teil aber auf jeden Fall.