Kaum etwas ist schöner als ein gutes Landschaftsfoto in den Bergen bei richtigem Licht (zumindest wenn man
einen, sei er auch noch so gering ausgeprägt, Hang zu Berglandschaften hat). Nur, meistens
wenn man in den Bergen unterwegs ist, hat man zwar die hübschen Berge in Sichtweite, vielleicht sogar
einen hübschen See dazu in dem sich die Berge spiegeln, aber leider überholt der Minutenzeiger dann oft
den Stundenzeiger genau auf zwölf Uhr und mit dem richtigen Licht (darunter versteh ich jetzt einfach
Sonnenaufgang oder -untergang, man kann natürlich auch tagsüber schöne Fotos machen, mit strahlend blauem
Himmel, Gletscherbergen und hellweißen Wolken) war's dann doch eher nichts.
Es ist auch nicht ganz einfach dieses Lichtproblem zu beheben. Schließlich muss man bei Tagestouren ja doch,
wie der Name schon anklingen lässt, meistens zurück ins Tal. Aber es gibt Lösungen für dieses Problem.
Variante 1: Übernachten in einem Hotel auf einem Pass
Für die ganz Faulen und dazu noch mit mehr oder weniger viel Komfort. Auf vielen Passhöhen stehen
Hotels und manche der Passstraßen werden sogar im Winter offen gehalten. Spricht also nichts dagegen
einen dieser Pässe mit Hotel anzufahren und dort einfach eine Nacht zu verbringen, außer das Hotel
ist zu teuer...
Dort angekommen sollte man natürlich direkt bei Tageslicht noch eine kurze Runde zu Fuß in der
Umgebung drehen und sich anschauen wo denn die Plätze sind an denen man bei Sonnenaufgang und
-untergang fotografieren kann, wobei man da vorher sowieso zumindest grob Google Earth
und / oder Landkarten bemühen sollte.
Tja, und dann spricht nichts dagegen, einfach zu fotografieren wenn das Licht passt. Danach dann
gemütlich gegessen, ins Bett gehüpft und nur nicht vergessen den Wecker zum Sonnenaufgang zu stellen
und dann geht das Spiel von vorne los. Insgesamt also wirklich eine gemütliche Angelegenheit.
Variante 2: Übernachten im Freien in der Nähe eines Passes
Die Version ist eindeutig billiger und außerdem irgendwie spannender. An sich braucht es zum
Übernachten nicht mehr als Schlafsack und Isomatte (und zusätzlich noch sicheres Wetter). Das Auto
kann man auf der Passhöhe meistens gut parken und dort auch über Nacht stehen lassen (Bushaltestellen
sollte man allerdings besser nicht blockieren). Sobald das Auto steht wird dann noch die gesamte wichtige
Ausrüstung einpackt und der hoffentlich vorher schon ausgemachte Schlafplatz angesteuert.
Oft muss man nicht einmal besonders weit gehen um eine gute Stelle zu finden, an der man nicht
direkt in Sichtweite der Passstraße übernachten kann und gleichzeitig einen wirklich hübschen Platz
hat an dem man, mit guter Planung, mehr oder weniger direkt vom Schlafsack aus fotografieren kann.
Allerdings ist es in dem Fall wichtig, dass man am Schlafplatz wirklich nichts hinterlässt außer
den Abdruck der Isomatte (ist an sich sowieso selbstverständlich, aber leider
gibt es wohl immernoch mehr als genug Zeitgenossen, die scheinbar einfach nicht darüber nachdenken, dass
es schon rein infrastrukturell unmöglich ist mit einer Kehrmaschine durch die Alpen zu heizen...
Zusätzlich sollte man bedenken, dass diese Nächte in der Höhe ziemlich kalt werden können (kann aber auch ein
Vorteil sein, vielleicht regnet es dann nicht wenn man sich doch mal im Wetter geirrt hat sondern schneit... ;) ),
auch im Sommer. Die richtige Ausrüstung ist also ein Muss. Dafür hat man dann, wenn man nachts mal aufwacht
und es klar ist, einen wirklich perfekten Blick auf die Sterne (wirklich faszinierend!).
Ansonsten gilt das gleiche wie bei Variante 1, man sollte sich natürlich schon bei Tageslicht die
passenden Stellen zum Fotografieren aussuchen und natürlich auch bei der Wahl des Schlafplatzes
darauf achten, dass man nicht unbedingt sein Lager direkt im geplanten Bild aufbaut… ;)
PS.: Und im Falle eines Falles (Regen, durchdrehende Kühe, Bären, Wölfe...) kann man auch im Auto übernachten...
Variante 3: Übernachten im Freien irgendwo in den Bergen
Die spannendste Variante, allerdings auch die anstrengendste. Nicht nur Zelte, Schlafsack und Isomatte
müssen durch die Landschaft transportiert werden, auch die gesamte Kameraausrüstung zollt ihren
Tribut. Klar, auch bei Variante 2 musste man ein paar Meter mit dem gesamten Gepäck zu Fuß gehen,
aber hier geht es nicht darum, direkt in Passnähe zu übernachten, sondern richtig hübsche Stellen
fernab von Straßen und ähnlichem zu besuchen.
Die Belohnung für den Aufwand ist dann aber, zumindest wenn man vorher gut geplant hat, ein Platz
der es in sich hat, den man fast immer wirklich für sich alleine hat und ein gewisses Gefühl von Wildnis
und Freiheit. Es lohnt sich.
Andere Varianten
Natürlich waren das noch lange nicht alle Möglichkeiten. Alpenvereinshütten wären eine Variante, die
stehen ja auch oft an Plätzen mit einer verdammt guten Aussicht, man muss nur unter Umständen mit den
Qualen eines Massenlagers klarkommen... Seilbahnen bieten wahrscheinlich auch häufig die Möglichkeit
relativ gemütlich an fotogene Stellen zu kommen, kosten aber dafür auch nicht zu wenig. Und es gibt
sicher noch weitere Varianten.
Schlusswort
Man darf allerdings nie vergessen, je ausgefallener der Platz und die Uhrzeit, desto seltener und
außergewöhnlicher das Foto (zumindest wenn die äußeren Bedingungen mitspielen). Die Berninagruppe bei
Tag von der Diavolezza fotografiert, das machen Massen, selbige Berggruppe aus der Ferne mit Spiegelung
bei Sonnenaufgang in einem See, der sich einige Kilometer und Höhenmeter von der nächsten Straße entfernt
befindet, das Fotografieren dann doch nicht ganz so viele Leute.
Einfach mal ausprobieren, das Erlebnis ist den Aufwand auf jeden Fall wert und die Fotos aller Wahrscheinlichkeit
nach auch. Also alles was es für Schönlichtbergfotos braucht, ist neben der Möglichkeit überhaupt in die Berge
zu kommen ein bisschen Mut zum Verzicht. Natürlich wird man so keinen Sonnenaufgang vom Mont Blanc Gipfel aus
fotografieren, aber das muss es ja für den Start auch nicht unbedingt sein.